Klarstellung zu unserem Text „Proletarischer Feminismus statt Queerfeminismus“

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Klarstellung zu unserem Text „Proletarischer Feminismus statt Queerfeminismus“

Wir sind auf Grundlage einiger Interpretationen unseres Textes zum Queerfeminismus, auch von Genossen, die wir sehr schätzen, zu dem Schluss gekommen, dass wir ein paar Klarstellungen ma­chen sollten.

Sicherlich sind einige Leute an den Text böswillig herangetreten, und haben absichtlich versucht den Inhalt zu verdrehen, weil sie lieber gegen einen Strohmann antreten, als sich mit unseren wah­ren Inhalten zu beschäftigen. Aber auch ehrliche Genossen haben den Text nicht verstanden. Also liegt der Fehler auch bei uns.

  

Inhaltsverzeichnis

1. Zur Geschichte des Patriarchats

2. Die queerfeministische Kritik am Essentialismus und die marxistische Kritik an der Metaphysik

3. Von Krankheit und Feindschaft

4. Was für eine Wissenschaftlichkeit?

5. Schluss

  

1. Zur Geschichte des Patriarchats

Einige Interpreten unseres Textes haben behauptet, wir würden auf dem Standpunkt stehen, dass das Patriarchat eine Naturnotwendigkeit wäre.

Selbstverständlich stehen wir nicht auf dem Standpunkt, dass das Patriarchat eine biologische Not­wendigkeit wäre. Die Körper von Männern und Frauen sind unterschiedlich. Frauen können gebä­ren. Sofern keine Verhütungsmittel vorliegen und zur Befruchtung geeignete sexuelle Handlungen vorgenommen werden, sind sie auch regelmäßig schwanger (inkl. Fehlgeburten etc.) oder stillend (in Anbetracht hoher Kindersterblichkeit manchmal eher kurz). Darin liegt eine Tendenz zu einer geschlechtlichen Arbeitsteilung. Eine vor-patriarchale geschlechtliche Arbeitsteilung war sicherlich nicht so fix wie nach Entstehung des Patriarchats, und auch quantitativ nicht so ausgeprägt. Frauen werden in ihrem Leben mal mehr mal weniger an Tätigkeiten wie der (Hetz-)Jagd teilgenommen haben.

Eine Arbeitsteilung ist nicht notwendigerweise Ausbeutung und Unterdrückung. Wenn dem so wäre, dann könnte es keinen Kommunismus geben. Der qualitative Unterschied von Urkommunismus und Patriarchat besteht darin, dass die Arbeitsteilung fix wird, und die Frau als Ausgebeutete und Unter­drückte von dem Mann auf bestimmte Tätigkeiten festgelegt wird. Daraus resultiert dann auch eine größere quantitative Ausprägung der geschlechtlichen Arbeitsteilung, eine Verbannung der Frau aus der Sphäre des Mannes.

Das Patriarchat entsteht erst, wenn sich gesellschaftliche Interessen an Ausbeutung und Unterdrü­ckung bilden. Es bildet sich eine Klasse, die ausbeuten und unterdrücken will, und deren Klassenin­teresse sich unterschiedlich auf männliche und weibliche Körper bezieht. Wenn es diesen unter­schiedlichen Bezug auf Körper nicht gebe, dann gibt es keine historisch-materialistische Erklärung für das Patriarchat.

Zum Glück sind die Produktivkräfte seit der Steinzeit erheblich fortgeschritten. Tätigkeiten in der Fabrik und im Büro lassen sich hervorragend damit verbinden schwanger oder stillend zu sein, und verhüten können wir auch. Im Sozialismus kann die Frau vollständig in die Produktion eingeglie­dert werden, und die Privatarbeit vergesellschaftet werden. Im sozialistischen Produktionsverhältnis ermöglichen die heutigen Produktivkräfte eine Abschaffung des Patriarchats. Denn es ist möglich, es zu tun, und im Sozialismus ist die Abschaffung des Patriarchats auch der Zweck der herrschen­den Klasse.

Wenn die Klasseninteressen der Bourgeoisie unterdrückt werden, dann kann man das Patriarchat ab­schaffen. Denn aus den unterschiedlichen Körpern an sich folgt nicht die Notwendigkeit der Unter­drückung der Frau, sondern aus dem Widerspruch von Körpern und Klasseninteressen.

  

2. Die queerfeministische Kritik am Essentialismus und die marxistische Kritik an der Metaphysik

Einige Interpreten unseres Textes haben behauptet, wir wären „bioessentialistische“ Apologeten des Patriarchats.

Essenz bedeutet Wesen. Die queerfeminsitische Kritik am Essentialismus ist der marxistischen Kri­tik an der Metaphysik sehr ähnlich. Diese Kritik am Essentialismus ist auch das progressive Mo­ment, das der Queerfeminismus zumindest zu Beginn noch hatte.

Unser Text hat die patriarchale Ideologie dafür kritisiert, das patriarchale Verhalten dadurch zu er­klären, dass den Menschen ein patriarchales Wesen zugeschrieben wird, das dieses Verhalten her­vorbringe. Die patriarchale Ideologie behauptet, dass die Geschlechter patriarchale Sachen machen, weil in ihnen eine Kraft wirke, die dieses Verhalten hervorbringe. Der Beweis für diese Kraft soll das angeblich erklärte Verhalten sein. Dieser Gedanke der patriarchalen Ideologie ist ein metaphysi­scher und idealistischer Zirkelschluss.

Darauf aufbauend haben wir kritisiert, dass die Identifikation mit dem anderen Geschlecht diesen Gedanken der patriarchalen Ideologie als falsche Antithese reproduziert. Der Gedanke, dass man im falschen Körper wäre, weil man dem vom Patriarchat diesem Körper zugeschriebenen Wesen nicht entspreche, erkennt den Essentialismus bzw. die Metaphysik des Patriarchats an. Dieser Gedanke unterstellt ein geschlechtliches Wesen, sonst geht er gar nicht. Es gibt kein weibliches oder männli­ches Wesen, also kann man auch nicht im richtigen oder falschen Körper stecken. Weil es kein ge­schlechtliches Wesen gibt, kann es auch kein Entsprechungs- oder Nichtentsprechungsverhältnis zwischen diesem Wesen und dem Körper geben.

Wir lehnen diese beiden metaphysischen, essentialistischen Gedanken ab. Wir meinen Frauen und Männer sind in ihrem Verhalten nicht durch ihre Körper determiniert, sondern auf Grundlage der objektiven Gründe ihres Verhaltens haben beide Geschlechter einen freien Willen. Der Vorwurf an uns essentialistisch zu sein, wird von Kritikern gemacht, die das Kapitel I. 4. „Das bürgerliche Sub­jekt und sein Geschlecht“, worin wir die patriarchale Subjektivierung erklären, und das Kapitel I. 5. „Die metaphysische und idealistische Rechtfertigung des Patriarchats“, worin wir die Naturalisie­rung oder Essentialisierung oder metaphysische Rechtfertigung der patriarchalen Subjektivität kriti­sieren, nicht gelesen haben. Nur wenn man diese beiden Kapitel ignoriert, und auch bei den späte­ren Kapiteln Zitate aus dem Zusammenhang reißt und eigenwillig interpretiert, ist dieser Vorwurf machbar.

Wenn man die revolutionäre Bewegung voranbringen will, sollte man einen Text in Gänze lesen, und die einzelnen Abschnitte als Teil eines Ganzen interpretieren und den Text für seinen Inhalt kri­tisieren und nicht auf Strohmänner einprügeln.

Der Queerfeminismus revidiert seinen eigenen richtigen Gehalt. Der Queerfeminismus revidiert sei­ne eigene Kritik am Essentialismus, und kippt aus seiner Pseudodialektik in die übelste Metaphysik, in den Biologismus, um Transidentifikation zu rechtfertigen. Ohne die Behauptung eines ge­schlechtlichen Wesens funktioniert die Nicht-Entsprechung von Körper und Wesen eben nicht, und wenn man dann Materialist bleiben will, dann muss man mechanisch-materialistisch das Wesen als Wirkung des Körpers erklären, und es im Gehirn, den Genen oder dem Testosteronspiegel im Blut des Fötus entdecken.

  

3. Von Krankheit und Feindschaft

Einige Interpreten unseres Textes haben behauptet, wir wären transfeindlich, würden Hetze betrei­ben, und eigentlich Gewalt ausüben wollen. Die Behauptung beruht unter anderem darauf, dass wir in Bezug auf Transidentifikation von Krankheit sprechen.

Wir treten dafür ein, ein im Allgemeinen liebevolles, bejahendes Verhältnis zu sich selbst, auch dem eigenen Körper und der eigenen sexuellen Orientierung einzunehmen. Deshalb kritisieren wir in un­terschiedlichem Maße Anabolikakonsum, Transition und Schönheitsoperationen. Wir sagen, der Wille die eigene Subjektivität oder den eigenen Körper verletzen oder gar vernichten zu wollen, ist im Allgemeinen krankhaft.

Wir definieren in unserem Text Gesundheit und Krankheit folgendermaßen:

Die objektive Gesundheit des Körpers besteht darin, dass er in normalem Maß zur Ver­mittlung von Subjektivität und Welt taugt. Das heißt, das Subjekt muss durch den Kör­per zur Praxis schreiten können; das Subjekt muss die Welt wahrnehmen, genießen, ver­ändern und bearbeiten können, und zwar in einem für die Gattung Mensch historisch be­stimmten normalen Maß. Ein gesundes, subjek­tives Verhältnis zum eigenen Körper und zur eigenen Subjektivität beruht in der Hauptsache auf Identität und nicht auf Kampf, auf Liebe und nicht auf Hass. Selbstverständlich gibt es im Wider­spruch vom Selbst immer auch Kampf.
Das gesunde Subjekt ist in sich frei, sich selbst zu ordnen, seinen Gedanken eine Rich­tung zu ge­ben. Die Verrücktheit bedeutet in einer besonderen Bestimmtheit befangen zu bleiben, und diese Freiheit einzubüßen. Dieser Zustand der Zerrüttung des Geistes be­deutet nicht den abstrakten Ver­lust der Vernunft, weder nach der Seite der Intelligenz noch des Willens, sondern ist ein Wider­spruch in der Vernunft. Genauso wenig wie die leibliche Krankheit ein gänzlicher Verlust der Ge­sundheit wäre (das wäre der Tod), son­dern bloß ein Widerspruch in ihr ist. Die Verrücktheit ist nicht das absolut Andere zur Vernunft; am Verrückten ist seine Vernunft nicht ausgelöscht. Er bleibt Ver­nunftwesen, er bleibt Mensch.

Der Sperling: Proletarischer Feminismus statt Queerfeminismus. S. 22.

Wenn jemand ein gebrochenes Bein hat, dann ist er nicht gesund, sondern krank. Wenn jemand krank ist, auch psychisch krank oder verrückt, dann ist er dafür nicht moralisch zu verurteilen. Das wurde auch nirgends von uns behauptet.

Die Behauptung, dass diese Definition von Krankheit eine ideologische Gemeinsamkeit mit Fa­schisten wäre, die Menschen als krank und entartet markieren, um ihre Vernichtung zu legitimieren, ist ignorant gegen unsere Inhalte. Wir haben eine philosophische und politische Kritik an der Tran­sidentifikation, und wir halten sie im oben definierten Sinne für eine Krankheit. Das bedeutet nicht, dass wir uns Freitagabend ordentlich einen reinstellen, die Fackeln und die Mistgabeln rausholen und auf Menschenjagd gehen. Das bedeutet, dass wir freundlich, aber ehrlich mit Queerfeministen und auch mit sich transidentifizierenden Menschen diskutieren, die Metaphysik und den Idealismus kritisieren, und auf der Existenz von Frauenräumen beharren. Wenn Leute einen ideologischen Feh­ler machen, aus dem keine Praxis folgt, mit der sie sich außerhalb des Volkes stellen, dann ist der korrekte Umgang damit, dass man diskutiert, und nicht ihnen Gewalt anzutun.

Wir haben das im Text am Ende des fraglichen Kapitels auch nochmal unmissverständlich klarge­stellt, indem wir schrieben:

Nicht der Körper ist das Problem, sondern die krankhafte Subjektivität und die Heilung ist Kritik und Selbstkritik beziehungsweise Psychotherapie. Dagegen werden Queerfe­ministen jetzt mit Schnappatmung einwenden, dass das eine Ungeheuerlichkeit sei und ein verachtenswerter Mangel an Empathie. Das Gegenteil ist wahr. Die Logik des Queerfeminismus fällt hinter die bürgerliche Psychologie des 19. Jahrhunderts zurück. Mit Hegel und Pinel plädieren wir dafür, den Verrückten als Vernünftigen ernst zu neh­men. Wir beharren auf dem allgemein Menschlichen des Verrückten. Wir beharren dar­auf, dass trotz allem Wahn ein Mensch, ein Vernunftwesen, ein mit Sprache er­reichbarer vor uns steht. Die Queerfeministen degradieren den Transidentifizierenden zum Tier, das zu keinem reflektierten Verhältnis zu sich selbst fähig sei, seiner falschen Empfin­dung ausgeliefert, und zur Vernichtung der eigenen Subjektivität durch Selbstmord ge­trieben sei, wenn es nicht die Heilung durch Vernichtung des Körpers gestattet bekäme. Das ist erstens empirisch falsch, und zweitens eine Herabwürdigung dieser Menschen. Und ihr beruft euch bei dieser Herabwürdigung des Menschen auch noch auf das Mitge­fühl! Verstümmelung im Namen des Mitgefühls! Zu dieser irrationalen Ethik kommt man nur, wenn man das Individuum als unfehlbar und heilig setzt, und dann ist noch je­des wahnhafte Gefühl ein unhinterfragbares moralisches Gebot. Die Grundlage un­serer Moral aber ist der Klassenstandpunkt des Proletariats und nicht das Individuum. Daraus folgt, dass wir alle Verhältnisse umwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein ge­knechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist. Und dem Wahn des Kranken zuzustimmen, seine Vernunft, seine Menschlichkeit zu leugnen, und stattdessen seinem Wahn recht zu geben, indem man ihn ver­stümmelt, heißt ihn zu knechten, ihn zu verlas­sen, ihn zu verachten.

Der Sperling: Proletarischer Feminismus statt Queerfeminismus. S. 29-30.

Dieser Abschnitt zeigt, dass es uns nicht wie den Faschisten um die Legitimation von Vernichtung von Menschen geht. Es geht uns darum darauf zu beharren, dass sich transidentifizierende Men­schen Menschen sind, also mit Sprache erreichbare Vernunftwesen. Der Queerfeminismus degra­diert sich transidentifzierende Menschen zu Tieren, indem er ihnen die Vernunft abspricht.

Auch haben wir uns von der Gewalt gegen sich transidentifizierende Personen abgegrenzt, weil wir antizipiert haben, dass der Versuch gemacht werden wird, die inhaltliche Abweichung vom queerfe­ministischen Glaubenssatz mundtot zu machen, indem man uns als transfeindlich und gewalttätig denunziert. Es hat leider nichts gebracht. Die Versuche uns zu denunzieren, sind den inhaltlichen Nachweis, inwiefern aus unserer Kritik Gewalt gegen trans Personen folgen solle, schuldig geblie­ben. Wenn jeder polemische Text ein Aufruf zur Gewalt wäre, dann wäre der Gegenstandpunkt die militanteste Gruppe der Republik. Dem ist bekanntlich nicht so.

  

4. Was für eine Wissenschaftlichkeit?

Außerdem wurde uns zur Last gelegt, dass wir nicht ausreichend bürgerliche Studien gelesen hät­ten, und nicht angemessen zitiert hätten.

Zur Frage der Studien wollen wir sagen: Wir lehnen dieses Verständnis von Wissenschaftlichkeit ab. Wir meinen, dass diese Kritik hauptsächlich von Studenten, die an bürgerlichen Universitäten bür­gerliche Wissenschaft studiert haben, aber vom Marxismus sehr wenig verstehen, kommt.

Das Verständnis von Wissenschaft, das diese Leute verbreiten, ist Empirismus: Die Wahrheit wäre einfach die Realität oder die Fakten, und das wäre das, was sich messen ließe. Da Messungen keine unmittelbare Erfahrung der Sinne sind, sondern nur vermittelt durch technische Geräte vorgenom­men werden können, könne das Volk eigentlich gar nichts wissen. Wahre Wissenschaft ließe sich dann nur von denen durchführen, die über die Messgeräte, also die Produktionsmittel, verfügen. Da­her können wir leider nur das wissen, was die Bourgeoisie für uns messen lässt, und diese Messun­gen haben dann nichts mit bürgerlicher Ideologie zu tun, sondern sind einfach restlos identisch mit DER WAHRHEIT!

Dieser Standpunkt ist der Tod jeder Wissenschaftskritik. Es gibt keine Wissenschaft ohne Denken, es gibt keine Theorie, die einfach restlos identisch mit der Wirklichkeit ist. Es gibt bei jeder Studie einen Plan, und eine Durchführung, und eine Auswertung und überall sind denkende Menschen am Werk, die eine bestimmte Weltanschauung haben, und bestimmte Zwecke verfolgen, und Gehälter bekommen.

Bürgerliche Wissenschaftler sind in aller Regel keine Marxisten, und das macht sich in ihrer For­schung auch bemerkbar. Und die Bourgeoisie finanziert Forschung, die zu ihren ökonomischen und politischen Zwecken passt. Und auch das macht sich in der Forschung bemerkbar.

Das heißt nicht, dass wir bürgerliche Wissenschaft einfach über Bord werfen sollten. In jeder fal­schen Theorie steckt ein objektiver Gehalt, den es sich oftmals herauszuschälen lohnt. Nur durch die Kritik der bürgerlichen Wissenschaft können wir die mittelbare Erfahrung, die darin steckt, für unsere Erkenntnis nutzbar machen. Aber die bürgerlichen Empiristen wollen die Kritik über Bord werfen. Wenn Marx nach dieser Methode vorgegangen wäre, dann wären wir heute alle Anhänger von Adam Smith und Malthus.

Außerdem steckt in dieser empiristischen Theorie eine Ablehnung der marxistischen Massenlinie. Wenn nur bürgerliche Studien Zugang zur Wahrheit gewähren, dann ist die Erfahrung der Massen wertlos. Dann darf man seinen Augen und Ohren nicht mehr trauen, sondern nur noch den Autoritä­ten glauben. Das ist antikommunistische Realsatire, denn die pseudomarxistischen Empiristen ma­chen mit der antikommunistischen Karikatur von George Orwell ernst. Da aber das Proletariat im Kapita­lismus nicht über die Produktionsmittel verfügt, ist seine einzige mögliche Forschungsmetho­de die Systematisierung der Erfahrung der Massen. Anecdotal Evidence ist ein Bericht, viele Be­richte sind unsere empirische Grundlage. Das und die Kritik bürgerlicher Wissenschaft sind die bei­den Funda­mente marxistischer Forschung. So machen wir mittelbare Erfahrung mit Experimenten, Produktion und Klassenkampf. Wer das ablehnt, landet bei einer Definition von Wissenschaftlich­keit, die die Massen und ihre Erfahrungen verachtet, und einen Standesdünkel kultiviert, der nur dem elitären Zirkel der Kommilitonen Zugang zur Wahrheit zugesteht.

Zur Frage der Zitation stellen wir uns nicht ganz so ablehnend. Im Allgemeinen ist es gut, wenn man es dem Publikum möglichst einfach macht, nachzuvollziehen, woher man seine Informationen hat. Daher ist korrektes Zitieren gut. Die Behauptung, dass unser Text nicht wahr sein könne, weil wir nicht korrekt zitiert haben, ist allerdings eine bürgerliche Peinlichkeit, wie sie nur von Leuten kommen kann, die die Einführung ins wissenschaftliche Arbeiten im ersten Semester wichtiger fin­den als den Inhalt. Es ist keine Kritik, die den Inhalt unseres Textes berührt, sondern eine Ersatz­handlung, weil man gegen den Inhalt nichts vorzubringen weiß.

  

5. Schluss

Wir sagen nicht, dass das Patriarchat aus der Natur der Frauen folgt, sondern, dass es aus dem Wi­derspruch von dem Interesse an Ausbeutung und Machterhalt und geschlechtlichen Körpern folgt.

Wir sagen nicht, dass es ein geschlechtliches Wesen gibt. Wir sagen das Gegenteil: Es gibt kein ge­schlechtliches Wesen, also auch keine Entsprechung oder Nicht-Entsprechung zwischen Körper und „Wesen“.

Wir hassen trans Menschen nicht. Wir halten es für krankhaft, sich selbst vernichten zu wollen.

Wir lehnen empiristische Philosophie ab. Wir sind dialektische Materialisten. Es gibt keine ideolo­giefreie Wissenschaft. Es gibt keine Wissenschaft jenseits vom Klassenkampf.

Wir hoffen, dass diese Klarstellung zumindest den wohlwollenden Lesern, die uns wirklich verste­hen wollen, und nicht bloß diffamieren möchten, beim Verständnis hilft.

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