Thesen zur Kritik des Rassismus

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These 1: Nationalismus, der Ausgangspunkt rassistischen Denkens
Nationalismus ist die ideologische Parteinahme für die eigene Nation. Die Nation wird als sittliche Gemeinschaft gefasst, in der jeder seinen Platz hätte und alle zu ihrem Recht kämen, wenn alle ihre Pflicht leisten würden. Die Konkurrenz und der Klassengegensatz innerhalb der Nation werden als eigentlich harmonisches Miteinander aller mit dem Zweck „Allgemeinwohl“ gefasst.
Die reale Grundlage dieser idealistischen Auffassung ist die tatsächliche Abhängigkeit aller von der gesellschaftlichen Arbeitsteilung und der gelingenden Kapitalakkumulation. Die darin enthaltenen Gegensätze werden hingegen relativiert oder ignoriert. In Wirklichkeit wird das nationalistische Ide­al der bürgerlichen Gesellschaft deshalb immer wieder enttäuscht, was die Suche nach Schuldigen, die dem „Allgemeinwohl“ schaden, notwendig macht.

These 2: Die Suche nach den Schuldigen
Fündig wird der unzufriedene Nationalist in Subjekten, die in ihrem Verhalten von der verlangten Pflichterfüllung abweichen und die dadurch dem vermeintlichen Allgemeinwohl, also der Nation, schaden. Die objektiven Gründe für ihr Verhalten werden nicht erklärt, sondern moralisch verurteilt. Darin ist der metaphysische Schluss über das Wesen dieser Subjekte angelegt. In der Tendenz wer­den sie deshalb aus der Nation heraus definiert. Wer der Nation schadet, kann eigentlich gar nicht Teil von ihr sein, weil er ihr sonst ja nicht schaden würde, so geht der Gedanke.
Darüber hinaus können Menschen, die nicht Teil der Nation sind, eigentlich gar nicht auf ihrem Standpunkt stehen, denn sie gehören ja nicht dazu; so der allgemeine nationalistische Verdacht ge­gen als fremd definierte Menschen. Hier wird dann der Übergang gemacht zum Rassismus.

These 3: Die materielle Grundlage rassistischer Urteile
Migranten gehören oft zu den untersten Teilen der Arbeiterklasse. Sie arbeiten für weniger Geld als die einheimische Konkurrenz, weil die Löhne im Vergleich zu denen in ihren Herkunftsländern hö­her sind, weil sie die Landessprache nicht ausreichend beherrschen, oder weil ihre Qualifikationen nicht anerkannt werden. Die realen nationalen Unterschiede, werden so zu unterschiedlichen Kon­kurrenzbedingungen, auf die der Staat Einfluss nimmt. Ihre daraus resultierende ökonomische Lage (Armut, Arbeitslosigkeit…) und von dieser Lage bedingtes Verhalten (erhöhte Kriminalität, „man­gelnde Integration“…) werden von Rassisten nicht erklärt, sondern metaphysisch verklärt.
Die (mitunter gezielte) Verschärfung der Konkurrenz um Arbeitsplätze und auf dem Wohnungs­markt durch Migranten führt bei bürgerlichen Nationalisten nicht zu einer Kritik dieser Konkurrenz, sondern wird den Migranten angelastet („Die Ausländer nehmen uns unsere Arbeitsplätze weg“).
Die ökonomische und politische Situation in den unterdrückten Nationen, als Folge der Ausbeutung und Unterdrückung durch den Imperialismus, wird metaphysisch verklärt und äußert sich als impe­rialistischer Chauvinismus. („Die dummen Afrikaner“, „die barbarischen Araber“, „die faulen Plei­tegriechen“…)

These 4: Der Idealismus des bürgerlich-liberalen Antirassismus
Das Produktionsverhältnis zwischen Bourgeoisie und Proletariat und der Widerspruch zwischen Im­perialismus und unterdrückten Nationen schaffen die ungleiche ökonomische Entwicklung ver­schiedener Nationen auf der Welt und die ethnische Zusammensetzung der Klassen einer Nation, mitsamt ihren Folgen. Rassismus als eine verkehrte Erklärung dieser Verhältnisse, resultiert not­wendigerweise aus diesen Verhältnissen. Die realen gesellschaftlichen Unterschiede bilden also die materielle Grundlage für die rassistische Ideologie. Der liberale Antirassismus leugnet die materiel­le Grundlage und begreift den Rassismus lediglich als Diskriminierung aufgrund von „Vorurteilen“. Weil er ihn nicht erklären kann, kann er ihn auch nicht richtig bekämpfen.

These 5: Rassismus als Rechtfertigungsideologie und Werkzeug zur Spaltung der Arbeiter­klasse
Der Rassismus ist eine für die Bourgeoisie nützliche Ideologie, um Ausbeutung und Unterdrückung zu rechtfertigen. Er kann allerdings auch dem Interesse der Bourgeoisie widersprechen, wenn z.B. rassistische Exzesse den sozialen Frieden oder die Migration von benötigten Arbeitskräften gefähr­den.
Rassismus dient der Bourgeoisie als Werkzeug, um die Arbeiterklasse und das Volk zu spalten, da­mit die Arbeiter und unterdrückten Klassen einander, anstelle der Bourgeoisie bekämpfen. Dafür verschärft die Bourgeoisie einerseits die materielle Grundlage, die den Rassismus hervorbringt, und propagiert andererseits rassistisches Gedankengut.

These 6: Stellung der Kommunisten zum Rassismus
Als Kommunisten müssen wir den Rassismus im Volk bekämpfen und ihm unser proletarisches Klassenbewusstsein entgegenstellen. Rassistischer Gewalt, sei es durch die Polizei oder durch Fa­schisten, müssen wir mit Gewalt begegnen. Der Kampf gegen Rassismus ist ein Tageskampf, der nur zu einem Beitrag für die proletarische Weltrevolution gemacht werden kann, wenn der Zusam­menhang zwischen der Ausbeutung der Arbeiterklasse in imperialistischen Nationen und der Völker der unterdrückten Nationen erklärt, und dem Nationalismus ein proletarischer Internationalismus entgegengestellt wird.

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