Thesenpapier: Thesen zum wissenschaftlichen Sozialismus

Thesen zum wissenschaftlichen Sozialismus
Die Grundrisse der Ableitung der Notwendigkeit von Kommunismus, proletarischer Revolution und Kommunistischer Partei aus der Kritik von Kapital, bürgerlichem Staat und Konsens

1. Die Notwendigkeit des Kommunismus
Im Kapitalismus gibt es Armut, nicht weil ein objektiver Mangel an Gebrauchswerten besteht, sondern weil sie für den Zweck damit Profit zu machen produziert werden. Es gibt nicht Krisen, weil die Produktivkräfte nicht zur Produktion der notwendigen Dinge ausreichen, sondern weil relativ zum Zweck des Profits zu viel produziert wird. Der Profit als Zweck der Produktion degradiert Gebrauchswert, Natur und Arbeiterklasse zu bloßen Mitteln dafür, weshalb die Gebrauchswerte regelmäßig schlecht sind, die Natur zerstört, und die Arbeiterklasse verschlissen wird. Aus dem Eigentum folgt notwendig der Tausch als gegensätzliche Form der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, worin das Geld keine nützliche Vermittlung, sondern der Zweck der Produktion ist.1 Deshalb müssen zur Veränderung des Produktionszwecks das Eigentum an Produktionsmitteln, und somit die Klassen2, abgeschafft werden.3 Dadurch wird die ökonomische Grundlage zur Abschaffung des Patriarchats geschaffen.4 Die Klassengesellschaft wird abgeschafft, der Kommunismus wird aufgebaut. Dessen Ökonomie ist eine kollektive, planmäßige Produktion und Verteilung von Gebrauchswerten nach dem Prinzip „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“.5 Die Herrschaft des Menschen über den Menschen ist beendet. Die Arbeit als Stoffwechsel mit der Natur6 wird so organisiert, dass die Natur langfristig nutzbar bleibt.

2. Die Notwendigkeit von bürgerlichem Staat und proletarischer Revolution
Aufgrund der Gegensätze der bürgerlichen Gesellschaft ist eine politische Gewalt notwendig, die die Herrschaft der Bourgeoisie über das Proletariat gewaltsam garantiert, und die Konkurrenz der Eigentümer verwaltet. Der bürgerliche Staat ist ein bürokratischer und militärischer Apparat dessen Führung Teil der Bourgeoisie ist, und dessen ökonomische Machtgrundlage die Kapitalakkumulation der Bourgeoisie ist. Der Zweck des bürgerlichen Staats ist die Aufrechterhaltung der Macht der Bourgeoisie und die Verwaltung ihrer Kapitalakkumulation.7 Dafür versucht er einen relativen sozialen Frieden herzustellen, indem er Rebellion gewaltsam unterdrückt, und durch ökonomische und politische Zugeständnisse und ideologischen Kampf einen relativen Konsens, eine passiv-tolerierende bis aktiv-unterstützende Zustimmung der Massen zur Herrschaft, herstellt.8 Dabei bezieht er sich auf das notwendig falsche Bewusstsein der Massen.
Daher ist die proletarische Revolution als Zerschlagung des bürgerlichen Staats notwendig, und der relative Konsens muss zumindest dafür hinreichend beschädigt werden. Die Bourgeoisie versucht die proletarische Revolution zu verhindern, und revolutionäre Organisationen zu vernichten oder zu integrieren, und den relativen Konsens zu erhalten.

3. Das Volk und der Widerspruch von Avantgarde und Massen
Zum Volk, also den revolutionären Klassen, die ein objektives Interesse an der Revolution haben, gehören die Klassen deren Widerspruch zur Bourgeoisie eher durch Kampf als durch Identität geprägt ist, die also eher objektive Gründe für die Revolution als für den Konsens zur Herrschaft der Bourgeoisie haben.9 Die Arbeiterklasse kann sich nur selbst befreien, indem sie die ganze Menschheit befreit, deshalb ist sie die führende Klasse.10
Die Avantgarde der proletarischen Revolution sind die Kommunisten, die den Standpunkt des Proletariats am konsequentesten einnehmen, die größte Einsicht in die proletarische Weltanschauung, und daher die größte Bereitschaft zu den Notwendigkeiten der proletarischen Revolution haben. Sie mobilisieren, politisieren und organisieren die Massen, und relativieren den Widerspruch zwischen Avantgarde und Massen, indem sie das Klassenbewusstsein der Massen heben, notwendig falsches Bewusstsein und relativen Konsens bekämpfen, und die proletarische Ideologie verbreiten.
Die Avantgarde muss die fortschrittlichsten Teile der Massen vereinen, um die Aktivität der mittleren Massen zu heben, und die rückständigen für sich zu gewinnen.11 Das bedeutet zurzeit man muss zur Einheit der revolutionären Bewegung beitragen, und die Tageskämpfe, die Äußerung der Unzufriedenheit der Massen im Dienst am Kampf um die Macht beeinflussen. Die Avantgarde muss Teil der Klasse sein, und mit den Massen leben, arbeiten und kämpfen. Um ihre Verbindung mit den Massen zu stärken, und die Führung zu erlangen, macht sie Massenarbeit. In der Massenarbeit werden die Massen mobilisiert, politisiert und organisiert. Gemäß unterschiedlichen Niveaus von Einsicht in die Notwendigkeiten der proletarischen Revolution und Bereitschaft dazu, braucht es unterschiedliche organisatorische Niveaus, um allen und jedem Arbeit zu geben. Diese Organisationen müssen unter der Führung der Avantgarde, also der Partei oder ihrer Aufbauorganisation, stehen, und auf Grundlage der ideologisch-politischen Überzeugung mobilisiert werden. Mit dem jeweiligen organisatorischen Niveau geht dann auch eine entsprechende organisatorische Disziplin einher.
Nur diese Form der Führung ist demokratisch, und eine Handhabung des Widerspruchs zwischen Avantgarde und Massen, die diesen relativiert, und dadurch das Fortbestehen der Führung gegen die Folgen von Repression garantiert.

4. Die Revolution als langwieriger Volkskrieg
Die Bourgeoisie verfügt über Staat und Eigentum, also überlegene Gewaltmittel und Mittel der materiellen und geistigen Produktion, und somit der Fähigkeit zur Herstellung eines relativen Konsens. Das Volk verfügt über seine organisierten Kräfte, kämpft also aus der strategischen Unterlegenheit heraus gegen einen überlegenen Feind. Deshalb ist der Volkskrieg langwierig. Die Bourgeoisie eskaliert den Klassenkampf hin zur organisatorischen oder physischen Vernichtung der organisierten Kräfte des Volkes sobald der politische Nutzen dieser Maßnahme den dadurch entstehenden Schaden am relativen sozialen Frieden überwiegt.12
Die proletarische Revolution ist ein langwieriger Volkskrieg, und da im Krieg die Initiative ein Vorteil ist, dient die politische Arbeit, um den Volkskrieg vorzubereiten, ihn schnellst möglich einzuleiten und dann zu entwickeln. Im Volkskrieg werden die revolutionären Kräfte aufgebaut, und die Kräfte des Feindes zerstört, wobei der Aufbau das Hauptsächliche ist.13 Er ist ein Krieg der Massen unter Führung der Kommunistischen Partei. Zunächst ist der Volkskrieg ein Guerillakrieg mit Massenmilitanz, der durch die Anwendung von „Strategie: Einer gegen Zehn. Taktik: Zehn gegen Einen“ zum Bewegungs- und Stellungskrieg entwickelt wird. So entwickeln sich die Kräfte des Volkes aus der strategischen Unterlegenheit über das strategische Gleichgewicht hin zur strategischen Offensive.

5. Die Notwendigkeit des Sozialismus in einem Land14
Da die Bourgeoisie nationalstaatlich organisiert ist, ist der Kampf der Form nach national und der Sieg der proletarischen Revolution aufgrund der ungleichzeitigen Entwicklung auch. Der national begrenzte Sozialismus ist ein Stützpunktgebiet der proletarischen Weltrevolution. Nach der Zerschlagung eines bürgerlichen Staats existiert die Bourgeoisie fort, und strebt nach der Restauration des Kapitalismus. Die Diktatur des Proletariats wird benutzt, um die Bourgeoisie zu unterdrücken und die Ökonomie umzugestalten.
Außerdem ist der Widerspruch zwischen Avantgarde und Massen durch die Zerschlagung des bürgerlichen Staats nicht aufgehoben, und seine demokratische Handhabung erlaubt nur nach und nach eine sozialistische Umgestaltung der Ökonomie vom Kapitalismus hin zum Kommunismus. Die bürgerliche Ideologie existiert nicht nur als Tradition, sondern die ökonomische Basis des Sozialismus hat bürgerliche Elemente, und bringt notwendig falsches Bewusstsein, sowie das Interesse an der Restauration des Kapitalismus immer wieder neu hervor.
Folglich sind die Diktatur des Proletariats als Meer der bewaffneten Massen, die proletarische Kulturrevolution und die Kommunistische Partei notwendig, um vom Kapitalismus zum Kommunismus voranzuschreiten. Der Sozialismus ist eine historische Epoche, die endet, wenn die ökonomische Basis vollständig zu einer Planwirtschaft gemäß dem Grundsatz „Jeder nach seinen Fähigkeiten. Jedem nach seinen Bedürfnissen“ geworden ist, also auch kein notwendig falsches Bewusstsein mehr hervorbringt, die Klassen nicht mehr existieren, und der Staat somit abstirbt.

6. Die Notwendigkeit der demokratisch-zentralistischen Kommunistischen Partei neuen Typs15
Das Proletariat muss seinem Klasseninteresse in Form einer eigenen Partei einen organisatorischen Ausdruck geben, und um die Führung des Volkes kämpfen.16 Die Partei ist die Organisation der bewusstesten Elemente der Klasse, die aufgrund ihrer Einsicht in die Notwendigkeiten der Revolution und ihres proletarischen Klassenstandpunktes die höchste Bereitschaft haben. Das ist die wichtigste Eigenschaft der Partei: Sie ist kommunistisch.
Die Partei muss zentralistisch organisiert sein, damit all ihre Kräfte planmäßig und effizient auf ein politisches Ziel unter einer Führung hinarbeiten. Die Direktiven der Führung müssen erklärt und diskutiert werden, sodass sich eine bewusste, daher eiserne Disziplin bildet – aber Direktiven sind keine Vorschläge, sondern bindende Anweisungen.
Die Partei muss demokratisch organisiert sein, damit durch kollektive Kontrolle und inhaltlichen Streit die Richtigkeit der politischen Linie sicher gestellt werden kann. Die Minderheit ordnet sich der Mehrheit unter.
Da der bürgerliche Staat die Kommunistische Partei vernichten will, sobald es sich für ihn lohnt, ist sie notwendig klandestin organisiert. Denn nur wenn sie sich vor dem überlegenen Feind verbirgt, kann er sie nicht vernichten.
Die Kommunistische Partei ist eine militärische Organisation. Sie muss alle ihre Mitglieder primär als Marxisten, aber darüber hinaus als Kombattanten und militärisch-organisatorische Führer schmieden, um dem Volkskrieg als Form der proletarischen Revolution zu entsprechen.17

7. Die Rekonstitution der Kommunistischen Partei Deutschlands
Die Rekonstitution der Kommunistischen Partei Deutschlands ist notwendig. Rekonstitution bedeutet, dass sie nicht nur reorganisiert werden muss, sondern auf eine neue ideologisch-politische Grundlage gestellt werden muss, nämlich auf die Anwendung des Marxismus-Leninismus-Maoismus auf die besonderen Bedingungen der Revolution in Deutschland.
Diese ideologisch-politische Grundlage existiert nicht, und sie kann weder in der Studierstube noch durch die schablonenhafte Kopie der allgemeinen politischen Linie einer ausländischen Kommunistischen Partei entstehen. Die Anwendung des Marxismus auf die besonderen Bedingungen der Revolution in Deutschland kann nur in der Dialektik von revolutionärer Praxis und revolutionärer Theorie entstehen. Das heißt es müssen möglichst viele revolutionäre Kräfte vereint werden, damit überhaupt erst die revolutionäre Praxis zu Stande kommt, die uns ermöglicht zu verstehen, wie die Revolution in Deutschland zu machen ist. In diesem Prozess werden die Kader von morgen geschmiedet und die Organisationen aufgebaut, die in der Lage sind die Kommunistische Partei Deutschlands zu rekonstituieren. Diese Praxis ist die Grundlage für die Durchsetzung der richtigen Linie im Kampf gegen die falschen Linien.

1 Marx, Karl: Lohn, Preis, Profit.

2 Lenin Über Subbotniks.

3 Marx: Manifest der Kommunistischen Partei.

4 Der Sperling: Das Patriarchat im Kapitalismus und seine Abschaffung.

5 Marx: Kritik des Gothaer Programms.

6 Marx: Das Kapital Bd. 1., in MEW 23 S. 192 – 200.

7 Lenin: Staat und Revolution.

8 Gramsci: Gefängnishefte. Bd. 1 (1. Heft) S. 117 f., S. 120., Marx, Karl: Deutsche Ideologie in MEW Bd. 3, S. 46.

9 Mao Tse Tung: Über die richtige Behandlung der Widersprüche im Volke.

10 Marx: Manifest der Kommunistischen Partei.

11 Mao Tse Tung: Einige Fragen der Führungsmethoden.

12 Li Tso Peng: Strategie Einer gegen Zehn. Taktik Zehn gegen einen.

13 Lin Biao: Long Live the Victory of People’s War.

14 Stalin: Zu den Fragen des Leninismus. Sowie die Debattenbeiträge Stalins gegen die Trotzkisten.

15 Stalin: Über die Grundlagen des Leninismus. VIII. Die Partei.; Lenin: Was tun?.; Lenin: Ein Schritt vorwärts. Zwei Schritte zurück; und kurz: Lenin: Womit beginnen?; Lenin: Brief an einen Genossen.

16 Marx, Karl: Manifest der Kommunistischen Partei.

17 Wir lehnen das Verständnis der Kommunistischen Partei Perus von Militarisierung ab.