Thesen zur Inflation 2021 ff.

Thesen zur Inflation 2021 ff.
Unter Inflation wird das durchschnittliche Steigen der Warenpreise verstanden, das in seiner Allge­meinheit einer Entwertung des Geldes, also einem Verfall der Zugriffsmacht auf gesellschaftlichen Reichtum, die das Geld ist, entspricht. Die Inflation wird statistisch gemessen als durchschnittliches Steigen der Preise eines definierten Warenkorbs, was dann als prozentualer Verlust der Kaufkraft ei­ner Einheit des Geldes berechnet wird. Das gilt es zu erklären.
Als Thesenpapier ist diese Darstellung notwendig verkürzt. Ausführlicher stellen wir den Gegen­stand im Text zur Inflation 2021ff. dar.

1. Geld und Kapital
Das Kapital als Produktionsverhältnis beruht darauf, dass Kapitalisten Geld für Arbeitskraft, Roh­stoffe und Produktionsmittel ausgeben, um sich das Kommando über den Produktionsprozess anzu­eignen und die durch die Arbeit hergestellten Produkte, die ihr Eigentum sind, gewinnbringend zu verkaufen. Dies tun sie privat gegeneinander. Die Produkte sind Gebrauchswerte, und zwar Ge­brauchswerte für andere, und beweisen im Tausch, also im Verkauf, dass sie gesellschaftlich not­wendige Arbeitszeit enthalten, verwandeln sich in Geld, werden also vom Eigentum an konkreten Gebrauchswerten, zur allgemeinen Gestalt des Werts, zur Zugriffsmacht auf den gesellschaftlichen Reichtum.

2. Private Kreditschöpfung und staatliches Kreditgeld
Das Geld kommt als staatliches Kreditgeld, als Kreditschöpfung durch den Staat, also mit dem An­spruch auf Vermehrung, von der Zentralbank vermittelt durch die Banken in die Gesellschaft. Dies geschieht, indem die Zentralbank die Kreditschöpfung der Banken, deren Buchgeld, mit dem staat­lichen Kreditgeld gleichsetzt. Wenn sie notenbankfähige Wertpapiere kauft oder als Sicherheit für Schulden der Banken bei sich anerkennt, ist das eine Gleichsetzung von privater Kreditschöpfung und staatlichem Kreditgeld.
Die Gültigkeit des staatlichen Kreditgelds ist vom Erfolg der Banken nicht qualitativ betroffen, denn die Qualität Zugriffsmacht auf gesellschaftlichen Reichtum zu sein, ist gewaltsam gesetzt. Es gilt als Geld, weil die Staatsgewalt es als Geld festlegt. Aber der Wert des Geldes ist quantitativ be­troffen, denn die Behauptung der staatlichen Kreditschöpfung, dass das staatliche Kreditgeld sich verwertenden Wert darstellt, wird durch die dadurch angestoßene Kapitalakkumulation durch Ver­mehrung des gesellschaftlichen Reichtums gerechtfertigt oder eben nicht.

3. Die Konkurrenz von Käufer und Verkäufer
Die Preise der Waren schwanken wegen der Konkurrenz von Käufer und Verkäufer um ihren Wert. Diese Konkurrenz ist dreiseitig. Erstens gibt es eine Konkurrenz zwischen den Verkäufern. Die Ver­käufer verfolgen den Zweck sich den größten Absatz zu sichern, indem sie ihre Ware billiger ver­kaufen als die anderen Verkäufer mit denen sie um den Absatz konkurrieren.
Zweitens gibt es eine Konkurrenz zwischen den Käufern. Die Käufer konkurrieren mit den anderen Käufern um den Erwerb der Waren, indem sie mehr Geld bieten als die anderen Käufer mit denen sie um den Erwerb der Waren konkurrieren.
Drittens gibt es eine Konkurrenz zwischen Käufern und Verkäufern. Die Käufer wollen möglichst billig einkaufen, während die Verkäufer möglichst teuer verkaufen wollen. Das Resultat der Kon­kurrenz zwischen Käufer und Verkäufer – der Preis – hängt davon ab, auf wessen Seite die Konkurrenz untereinander stärker ist.

4. Der Effekt unproduktiven Kredits auf die Konkurrenz von Käufer und Verkäufer
Verschiedene Formen unproduktiven Kredits, also Kreditschöpfung ohne folgende Wertproduktion, haben vermittelt durch die Konkurrenz von Käufer und Verkäufer eine inflationäre Wirkung auf das Geld, weil sie es den Kapitalisten in ihrem Streben nach Profit ermöglichen die Preise zu erhöhen.

a) Kreditfinanzierte Kapitalakkumulation im Allgemeinen
Die Kapitalistenklasse verwandelt ihr Kapital aus der Geldform in Produktionsmittel, Rohstoffe und Arbeitskraft, erwirbt darüber die Kommandogewalt über den Produktionsprozess, und benutzt ihr Eigentum an den hergestellten Waren, um dafür mehr Geld zu verlangen als ursprünglich ausgege­ben wurde.
Das heißt der Kapitalist tritt zunächst als Käufer auf, um dann wieder als Verkäufer auf­zutreten. Dazwischen kommandiert der Kapitalist einen Produktionsprozess bei dem Gebrauchswert für andere, also gesellschaftlicher Reichtum produziert wird. Durch den erfolgreichen Verkauf be­stätigt sich der Wert der Ware am Markt. Dies rechtfertigt die Kreditschöpfung der Banken, und so­mit das staatliche Kreditgeld.
Die Kapitalisten, die in der Konkurrenz unterliegen, treten zwar er­folgreich als Käufer auf, aber vermehren den gesellschaftlichen Reichtum nicht, weil sie an der Ver­wertung des Kapitals scheitern. Ihre unverkäuflichen Gebrauchswerte und brachliegenden Produkti­onsmittel sind in dieser Gesellschaft Vernichtung von Reichtum. Dem Anspruch auf Verwertung, der in der staatlichen Kreditschöpfung steckt, steht also keine reale Verwertung gegenüber. Es wur­de zwar durch Kredit die gesellschaftliche Zahlungsfähigkeit erhöht, aber daraufhin stellte sich kei­ne entsprechende vermehrte Reichtumsproduktion ein.
Auch wenn die branchenspezifische Ver­schärfung der Konkurrenz der Verkäufer sich als Senkung der Preise ihrer Waren geltend machen kann, fungiert das vorgeschossene Kapital, das sich nicht verwertet, anderswo als gesellschaftliche Zahlungsfähigkeit, sodass sich insgesamt tendenziell die Konkurrenz der Käufer verschärft.

b) Monopolpreise und kreditfinanzierte Kapitalakkumulation
Die vergangenen Konkurrenzerfolge einiger Unternehmen bringen sie in eine Monopolstellung. Die Konkurrenz der Verkäufer wird bei immer weniger Konkurrenten relativiert, und es kommen Mono­polpreise zu Stande. So steigern sie ihre Profite nicht durch mehr stattfindende, produktive Arbeit, sondern durch Preiserhöhungen. Und ihre Kundschaft ist aufgrund des Kredits auch dazu in der Lage, diese Preise zu bezahlen. Auch in diesem Fall steht der Ausweitung der gesellschaftlichen Zahlungsfähigkeit durch Kredit keine entsprechende Reichtumsproduktion gegenüber.

c) Staatsverschuldung
Die Staatsverschuldung ist meistens lediglich eine Verschärfung der Konkurrenz der Käufer und keine Verschärfung der Konkurrenz der Verkäufer, weil sie in der Regel konsumtiv ausgegeben wird. Mit ihr werden nur Bedingungen für Kapitalakkumulation herstellt, die aber selbst keine Ka­pitalakkumulation sind. Wenn die Banken Staatsanleihen kaufen, schöpfen sie Kredit, der nicht als Kapital angewendet wird. Wenn sie diese Kreditschöpfung bei der Zentralbank refinanzieren, dann steht der Kreditschöpfung der Zentralbank keine produktive Anwendung dieses Kredits, keine öko­nomische Rechtfertigung durch Wertproduktion gegenüber.

d) Überakkumulationskrisen und ihre staatliche Bewältigung
Wenn die Akkumulation des Kapitals die Produktivkräfte so sehr steigert, dass unter Verwendung immer weniger Arbeitskraft, und immer mehr konstantem Kapital, immer mehr Gebrauchswerte produziert werden, die sich nicht verkaufen lassen, dann tritt eine Überakkumulationskrise ein. Die führt zu massenhafter Entwertung von Kapital, weil es sich nicht weiter verwerten kann. Dann hat der Staat solange er über ausreichend Finanzmacht verfügt, die Möglichkeit die Zahlungsfähigkeit der entsprechenden Kapitalisten aufrecht zu erhalten und ihren Bankrott zu verhindern. So bläht er das staatliche Kreditgeld auf, ohne dass Reichtumsvermehrung stattfindet, und lässt die Kapitalisten weiter als Käufer auftreten, obwohl sie nicht erfolgreich verkauft haben.

5. Vernichtung von Geschäft als imperialistisches Kampfmittel
Sanktionen sind ein Mittel, das beim politischen Subjekt und politischen Objekt der Sanktionen Reichtum zerstört, indem es dem Kapital die Erlaubnis zur ökonomischen Betätigung entzieht oder diese zumindest behindert. Die Kalkulation dahinter ist, dass der Schaden des Gegners den eigenen überwiegt. Und die Sanktion somit ein zwar widersprüchliches, aber taugliches Mittel ist, um diesen zu erpressen, dem eigenen Willen zu beugen, und gegen ihn den eigenen politischen Zweck durch­zusetzen.
Im Rahmen einer internationalen Überakkumulationskrise, in der mehr Kapital existiert als sich produktiv anwenden lässt, schlägt sich eine politische Einschränkung der möglichen Geschäftsfel­der als Verschärfung eben dieser Überakkumulationskrise nieder. Teilweise schlägt sich dies als Entwertung der auf diesen Geschäftsfeldern tätigen Kapitale nieder.

6. Energiepreise als Grundlage allen Geschäfts
Die Eskalation des Wirtschatfskriegs gegen Russland bis zum Verbot seiner Erdölexporte in dem ei­gens kontrollierten Teil des Weltmarktes ist eine politische Verknappung des Angebots, somit eine herbei regierte Stärkung der Verkäufer von Energierohstoffen, und Schwächung der Käufer von Energierohstoffen, die zur Steigerung der Preise dieser Rohstoffe führt. Dieser Markt ist ohnehin schon stark monopolisiert, weshalb die Verkäufer mehr Marktmacht haben als die Käufer. Diese nutzen dann auch die Situation, um sich maximal zu bereichern.
Da fast jede Verwertung von Kapital so stattfindet, dass dabei Energie verbraucht wird, führt dies zu einer allgemeinen Preissteigerung. Je nach Marktmacht der jeweiligen Einzelkapitale preisen sie die steigenden Energiepreise nicht nur ein, sondern überkompensieren diese, um sich zu bereichern.
Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, dass die finanzkapitalistischen Monopole ihn aufgrund der politischen Entscheidung erwarten, und in dieser Erwartung ihre Finanzmacht für die Spekulation auf steigende Energiepreise mobilisieren, die dadurch zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden, weil dies die Konkurrenz der Käufer von Energieträgern an den Börsen zusätzlich verschärft.
Der staatliche Versuch die sozialen und ökonomischen Folgen abzumildern, verschärft die Konkur­renz der Käufer noch weiter und wird von den Monopolen dankbar per Preissteigerung einkassiert.

7. Angriff auf den Lohn der Abwehrkämpfe notwendig macht
Die Inflation ist eine allgemeine Steigerung der Preise durch die Kapitalistenklasse, die unmittelbar sinkende Reallöhne zur Folge hat, weil man vom gleichen Lohn weniger kaufen kann. Dies muss mit Lohnkämpfen für höhere Löhne beantwortet werden, die mindestens die Inflationsraten ausglei­chen. Darüber hinaus ist die Senkung der Lohn- und vor allem der Mehrwertsteuer eine gerechtfer­tigte politische Forderung. Dafür müssen Kommunisten in der Arbeiterklasse Agitation und Propa­ganda machen, und darin die Notwendigkeit der Revolution aufzeigen.

Literatur:

Der Sperling:
https://dersperling.noblogs.org/post/2023/04/23/die-inflation-2021-ff/
https://dersperling.noblogs.org/post/2023/02/04/thesenpapier-das-finanzkapital/